Forschungsschwerpunkte

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Im Schwerpunkt „Prosument“ geht es um die an Bedeutung gewinnende Rolle von Konsumenten im Produktionsprozess, neuerdings vor allem auch in den Bereichen Energie und Mobilität (z.B. bei der dezentralen Energieerzeugung und –speicherung, etwa mittels Photovoltaik) mit ihren gravierenden, aber aus heutiger Sicht oft nur sehr schwer quantifizierbaren Umweltauswirkungen. Der Schwerpunkt „ULLI“ befasst sich mit langfristigen Investitionsentscheidungen, beispielsweise für eine Infrastruktur zur Energieversorgung oder Mobilität. Diese sind zum einen (aufgrund des langen Zeithorizontes) mit erheblichen Unsicherheiten verbunden und haben zum anderen auch Auswirkungen auf künftige Generationen, die an den Entscheidungen nicht beteiligt sind. Diese aufkommenden Themen sind zunehmend wesentlich für Wege einer nachhaltigen Entwicklung und die Schockresistenz der zugrunde liegenden Techniksysteme, reflektieren andererseits aber auch sich ändernde Bedürfnisse und Präferenzen der Haushalte (z.B. Smart Homes) und daraus resultierende Veränderungen der Wirtschaftsweise und –struktur.

Ultralanglebige Investitionsgüter

Die Auswirkungen vieler Wirtschaftsgüter gehen über die geplanten finanziellen und nicht-finanziellen Konsequenzen der Entscheidungsträger weit hinaus. Zum einen berücksichtigen Entscheidungsträger nicht alle relevanten sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekte. Zum anderen entfalten Wirtschaftsgüter häufig Wirkungen, die über den Bewertungshorizont von Entscheidungsträgern und ihren Anspruchsgruppen hinausgehen. In diesem Sinn kann von einem Bewertungs- und von einem Wirkungshorizont gesprochen werden. Diese Unterscheidung ist zugleich konstituierend für ultralanglebige Wirtschaftsgüter.

EME untersucht die wirtschaftliche und gesellschaftliche Relevanz von ultralanglebigen Wirtschaftsgütern. Dabei werden sowohl einzelwirtschaftliche Kalküle als auch gesamtwirtschaftliche und technologische Konsequenzen eingehend betrachtet.

Ein Wirtschaftsgut heißt ultralanglebig aus Sicht einer Bewertungsinstanz (Entscheidungsträger und Stakeholder) genau dann, wenn der für die Bewertungsinstanz relevante Wirkungshorizont T2,e für den Entscheidungsträger bzw. T2,s für einen Stakeholder wesentlich über den Planungshorizont T1 des Entscheidungsträgers hinausragt, welcher für die Entstehung und Gestaltung des Wirtschaftsgutes maßgeblich ist oder war. Der Wirkungshorizont beschreibt den Zeitraum, in dem für die Bewertungsinstanz nutzenrelevante Konsequenzen auftreten, der Planungshorizont beschreibt den Zeitraum, bis zu dem Konsequenzen berücksichtigt werden.

Ein wesentlicher Ansatz von EME besteht darin, die Sichten von Investoren, Marktteilnehmern, verschiedener Stakeholdergruppen und der Politik auf ultralanglebige Wirtschaftsgüter in ihren verschiedenen zeitlichen Dimensionen einzubeziehen. Dies ermöglicht nicht nur fundierte wissenschaftliche Aussagen, sondern führt zu einer Versachlichung der Diskussion um neue Technologien und Technologiepfade.

"Prosument"

Der Prosument ist Produzent und Konsument zugleich, dadurch bildet er eine aktive Einheit in der Wertschöpfungskette. Traditionell ist die Wertschöpfungskette die Domäne der Produzenten. Der Prosument hingegen weicht dieses starre Konzept einer Arbeitsteilung zwischen Produzieren und Konsumieren auf und schafft Raum für interaktive Lösungsansätze in beiden Domänen. Die ebenfalls geläufige Definition des Prosument als professioneller Konsumenten spielt für den Fokus dieses Forschungsbereichs keine Rolle.

Als Phänomen der post-industriellen Ära entwickelt sich der Prosument als vielversprechender Marktteilnehmer in mehreren wissenschaftlichen Disziplinen. Ökonomisch wird durch den Prosumer der Konsument wieder (in der pre-industriellen Zeit ist der Prosument das vorherrschende Wirtschaftssubjekt) in die Wertschöpfungskette integriert. Für den Forschungsbereich EME ist die Definition des Prosumenten ebenfalls eine ökonomisch-motivierte Einheit, welche z.B. Energie konsumiert, produziert und speichert, ein eigenes Energienetz betreibt und Strom transportiert, und ökonomische Entscheidungen bezüglich der Energienutzung optimiert.

Gerade die jüngere Entwicklung auf dem Bereich des "Web2.0" eröffnet vielen Wirtschaftsbereichen ganz neue Möglichkeiten das Konzept des Prosumenten umzusetzen. Mit Fokus auf die Energiebranche ergeben sich neue Perspektiven/Alternativen zu bestehenden Marktlösungen, Stakeholdern, Wettbewerbsstrukturen und Konsumentenverhalten und weiteren relevanten Analyseschwerpunkten. Das Konzept des Prosumenten eröffnet der ökonomischen Analyse völlig neue Möglichkeiten und aber auch Notwendigkeiten. Dies beruht hauptsächlich auf der Tatsache, dass der Prosument die Rolle des universellen Entscheiders innehat, der sowohl auf der Seite der Produzenten als auch der Konsumenten agiert.

Aus ökonomischer Sicht gilt es die vorhandenen Lösungsansätze zu überprüfen und näher an die Entscheidungsrealität des Prosumenten heranzuführen. Die Analyse des Phänomens ergibt sich als eine Integration unterschiedlichster ökonomischer Methoden, um letztlich zu einer qualitativen Aussage zu kommen.

"Climate Risk Management"

Im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte hat die Menschheit die Komponenten des Erdsystems mehr und mehr verändert. Beispiele für Eingriffe des Menschen in das Erdsystem sind die extensive Ausbeutung natürlicher Ressourcen, die Störung terrestrischer und mariner Ökosysteme sowie der Klimawandel, der beispielsweise durch schnelle Veränderungen der CO2-Bilanz aufgrund des massiven Gebrauchs fossiler Brennstoffe und des Wandels der Landnutzung verursacht wird. Unser zukünftiges Klimasystem birgt viele Risiken, die mit dem Verlust der Biodiversität, weitreichenden Konsequenzen der Erderwärmung sowie möglicherweise kaskadierenden katastrophalen Ereignissen in Verbindung stehen.

Zusätzlich besteht große Ungewissheit in Bezug auf die zukünftige wirtschaftliche Lage, wie z.B. Wirtschaftswachstum, Populationsdynamik, die Nutzung von Ressourcen und Energie sowie Art, Richtung und Geschwindigkeit des technischen Wandels. Angesichts dieser Risiken müssen Entscheidungsträger bei der Ausgestaltung ihrer Klimapolitik die Unsicherheiten über Veränderungen der Wirtschaft und des Klimas berücksichtigen.

Dies stellt im Wesentlichen ein Problem des Risikomanagements dar. Im Rahmen des Forschungsthemas „Climate Risk Management“ wenden wir im EME-Forschungsbereich innovative und aufschlussreiche Methoden an, um in Bezug auf die Ausgestaltung der Klimapolitik Antworten auf eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit zu finden.